Ich möchte die jüngsten Gedanken unseres Recherche-Teams zum Thema männliche und weibliche Dominanz kundtun. Aufgrund der relativ hohen Anzahl an BDSM-Aktivisten in meinem persönlichen Bekanntenkreis sei vorangestellt, dass mir bekannt ist, dass jeder männliche und weibliche Anteile hat. Es kommt bei Femdoms vor, dass die beschriebene männliche Dominanz von Frauen (und die weibliche von Männern) ausgeübt wird. Grob vereinfach könnte man das Hetero-Schema so beschreiben: Eine hübsche Lady sitzt in einem Café, der Mann sieht sie und findet sie geil – so man sich einig wird, fickt er sie. Das Begehren ist einvernehmlich, aber nicht symmetrisch. Sie gewährt die Gnade, indem sie sich ficken lässt. Er macht ihr ein Kompliment mit seinem Begehren und der tatsächlichen Durchführung. In diesem Ablauf liegt das Potenzial für Dominanz bei Herren und Damen an unterschiedlichen Stellen. Sie kann die Gnade nicht gewähren und ihn dann am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Eindringen ist ein dominanter Akt und überdurchschnittlich dominante Männer sind krass im Bett und können gut fögeln – nicht nur die Körperöffnung, sondern die ganze Person. Solltet ihr euch nach Präferenzen fragen: Hart ficken finde ich gut, aktiv und passiv – mit Tease & Denial kann man mir nicht kommen. Ich will wohlwollend behandelt werden, man darf mich gerne herausfordern, aber nicht bestrafen.

Ausgesprochen gut beobachtet mit der männlichen und der weiblichen Art von Dominanz. Obwohl ich Sub bin, habe ich mich gewundert, warum ich reifere Femdoms unattraktiv finde – sie waren in einem männlichen Sinne dominant. Sich dem Risiko auszusetzen, die weibliche Gnade verwehrt zu bekommen, abgelehnt zu werden, das ist das, was mich reizt. Sogar verbunden mit Konsequenzen, z. B. vor die Tür gesetzt zu werden und eine Nacht lang auf der Straße übernachten zu müssen. Und sich dann Sachen einfallen lassen zu müssen, wie man das beim nächsten Mal verhindert.

Klar, Frauen haben keinen Spaß am Sex, sie opfern sich nur, oder weil sie einen guten Deal bekommen, jetzt habe ich es verstanden. Dominant ist dann nach ein bisschen herum zicken, genau das zu tun, was man selbst nicht will, sonder der Sub (als Service?). Wenn jemand was von mir will, was ich nicht will, ist das selbstverständlich auch noch ein tolles Kompliment, wenn er es dann sogar noch tut noch viel besser. Ach ja und ficken ist ja auch gleich Sex und vor allem auch gleich BDSM, weil alles was nicht Penetration ist, zählt ja eh nicht so richtig. Das Einzige, was mich noch ein bisschen beruhigt, ist das der Text ziemlich beschreibend ist und nicht versucht ein „so sollte es sein“ auf zu machen. Ich würde zustimmen, dass es häufig so ist, würde das aber als sexistische Struktur sehen. Ich lebe seit Langem auf der Sub-Seite, aber ich wähle sehr genau, wer mich verdient. Unterwerfung ist ein wertvolles Geschenk, das tiefste, das eine Person zu geben fähig ist, und du musst es zu würdigen wissen.

Eine attraktive Lady im Fetisch Leder-Outfit

Ich bin stark und dominant im Charakter und glaube, dass nur so auch mein Top/Maledom Partner auf seine vollen Kosten kommt. D/s beginnt im Geist, im ständigen Austausch und antreiben zu neuen Grenzen, auf beiden Seiten. Hauen und schreien kann jeder Pseudo-Macho. Als Switcherin habe ich Interesse einen Mann zu dominieren, aber die Chemie muss 100 % passen. Ich bin zu 50 Prozent Sub und verstehe das Dominieren als Teil meiner SM-Rolle.

Dominanz in sich ist der ultimative Service einem Spielpartner gegenüber

Die Verantwortung, Imagination, der Einsatz zur Vorbereitung einer jeden Begegnung und tiefe Sensibilität eines Tops sind in allem Masse wertzuschätzen. Und so bitte ich auch mein Interesse zu verstehen. Ich glaube, egal auf welcher Seite die naturelle Neigung liegt, D/s wird dann gut, wenn man genau versteht, was der Partner gibt und fühlt und auf beiden Seiten Erfahrungen gesammelt hat. Ich glaube nicht, dass Frauen beim Sex keinen Spaß haben, sondern ich glaube, dass ein Teil des Genusses am Sex darin besteht, dass man sich begehrt fühlt und dass das im Schnitt für Frauen wichtiger ist als für Männer. Meiner Erfahrung nach werde ich von vielleicht zwei Drittel der Männer vor die Tür gesetzt, wenn ich ihnen sage, dass ich ihren Körper nicht geil finde. Frauen hingegen haben das bis jetzt immer gut aufgenommen. Das muss nicht so sein, meinetwegen ist das eine sexistische Struktur. Ich fände es auch angenehmer, wenn Männer Komplimente besser annehmen könnten.

Als eine Gnade gewährt bekommen empfinde ich es allerdings auch nicht, wenn (meist) Frauen sich von mir ficken lassen. Ja, ich finde krasser ficken genau richtig – und, ja, passiv kann ich nicht in meinem Kopfkino. Dieses „She has the pussy, she makes the rules“ ist genau so verquer wie „Er ist der Mann, er ist dominant.“ Tease & Denial finde ich schon auch sehr geil, aber losgelöst von Geschlechterrollen. Auf Maledom-Veranstaltungen fühle ich mich genauso unwohl wie in Femdom Kontexten – weswegen ich beide meide. Wer mich dominant findet, weil ich ein Kerl bin, nimmt mich nicht als Person wahr, und ich will auch keine Frau, die sich submissiv findet, weil sie eine weibliche SMerin ist. Wer denkt, ich hätte weniger Standing, weil ich ein Mann bin und Ladys viel toller, den lache ich wirklich aus. Gleichzeitig: Sich mir gegenüber submissiv zu verhalten, weil ich knallhart ficke – oder damit zu spielen, dass ich die Geschlechtsteile meines Gegenübers gerne im Mund hätte, aber nicht bekomme – ist völlig okay. Da spielt dann unser jeweiliges Geschlecht gerne mit.

Ich finde in diesem Text tatsächlich Dinge wieder, die ich lange so empfunden habe und nicht mehr so haben möchte. Ich habe die beiden Pole, die mich hier beschreibt in Ermangelung besserer Worte auch als „stereotyp männlich/weiblich“ bezeichnet. Ich mag diese Begriffe nicht, denn auch wenn es sich hier um zwei Enden einer Skala handelt, auf der die Geschlechter gerade sehr ungleich verteilt sind, halte ich es nicht für sinnvoll, da eine Kausalität zu suggerieren.

Ich habe als Femdom festgestellt, auf welcher Seite der Skala ich bin

Ich habe trotzdem noch Probleme mich da rein zu finden, denn obwohl ich rational weiß, dass das in Ordnung ist, hat die Gesellschaft doch ihr Bestes getan, mir diese Kluft zwischen den Geschlechtern einzureden. Ich denke, diese Label entsprechen schon irgendwie den Charakterzügen, die immer noch großflächig bei Mädchen und Jungen spezifisch anerzogen werden. Aber ich glaube auch, dass wir es mit den Begriffen „männlich“ und „weiblich“ in diesem Kontext einfach vielen noch ein bisschen schwerer machen, ihre eigene Sexualität zu finden und zu akzeptieren. Fazit: Ich sehe diese zwei Arten der Dominanz, erkenne ihre Unterschiede an und sehe, wie beide ihren Platz in der SM-Szene haben. Ich erkenne mich in diesen User-Beiträgen überhaupt nicht wieder und finde Stereotype seit Blödsinn wie „Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus“ überholt und antiquiert. Lediglich die These, dass jeder männliche und weibliche Anteile (Animus und Anima) in sich trägt, halte ich für richtig.

Ich ficke mit Individuen und wer da wen, wie wann und warum fickt, differiert erfreulicherweise. In jeder Konstellation und häufig genug auch bei den verschiedenen Situationen. Selbstwahrnehmung hat sicherlich neben persönlichen Vorlieben deutlich mehr Bedeutung für sexuelles Miteinander. Vielleicht kann ich von Glück reden, dass mir sehr früh klar war dass man sich der Gesellschaft gegenüber aber nicht sich selbst und seinen Lovern gegenüber entscheiden muss und dass man erst recht kein Geschlechterklischee verkörpern muss. Oft treffe ich androgyne Leute, die mit ihrer Rolle sehr erfolgreich sind. Zum Beispiel Frauen, die gut mit Männern klar kommen, weil sie eine eher männliche Sprache haben und nie Mars-und-Venus-Probleme hatten. Das vereinfacht heterosexuelle Beziehungen enorm.

Wo man sich auf einem möglicherweise auch mehrdimensionalen Geschlechtsspektrum verortet ist doch nicht der Punkt, sondern selber damit klar zu kommen und schmerzarme Möglichkeiten zu haben mit der eigenen Umwelt umzugehen. Ich habe meinen Geschlechtseintrag im Kontaktportal irgendwann „männlich“ gemacht, obwohl es „Queer“ oder „Transgender“ wohl eher treffen würde. Wenn man mich trifft, ist offensichtlich, dass ich nicht durchschnitts-männlich bin. Ich habe versucht, abstrakt zu verstehen wie die heterosexuelle Mehrheit Attraktivität macht, was ein Spielchen ist bei dem ich (leider) nicht mitspielen kann und was mir oft Kopfzerbrechen bereitet hat bei dem Puzzle „wer mit wem“. Zu meinem Missfallen spielt das Geschlecht für fast alle Leute eine Rolle, wenn es um D/s Spielpartner geht.

Was ist Geschlecht und was bedeutet das konkret bei SM?

Und bei diesen Überlegungen ist dieser Text bei raus gekommen. Ich bekomme übrigens viel mündlichen Zuspruch zu meinen Blog-Beiträgen, die ich regelmäßig auf einer Femdom Kontaktseite veröffentliche. Mein Dominanzstil ist das natürliche Produkt dessen, wer ich bin, was ich mag und was mich stimuliert. Es ist keine Bestrafung, Disziplin oder Sadomasochismus. Was ich mag, ist mentale Kontrolle, Befreiung und Intensität. Ich dominiere, indem ich jemanden in einen Zustand brennender heißer Demütigung oder der geistigen Nacktheit und Enthüllung bringe. Bei meinem Dominanzstil geht es darum, den großen roten Knopf in jemandes Kopf zu finden und ihn dann zu drücken.

Ich mag es, wenn jemand in einen intensiven mentalen Zustand eintritt – sei es Demütigung, Hingabe, Sucht nach mir, Erniedrigung, völliger Verlust des Selbst, völlige Altersregression, Verlust der Kontrolle. (Diese Liste könnte länger sein, aber das ist die Kurzversion!) Ich mag es, Menschen auf einen Weg zu führen, vor dem sie ein wenig Angst haben. Ich ernähre mich von der Intensität. Mein Stil als Herrin ist es, jemandem in die Augen zu schauen, während ich das sage, was ihn am meisten demütigt. Als dominante Frau einen Befehl mit einem einzigen Wort geben und zusehen, wie ein Sklave sofort gehorcht. Ich muss niemanden zwingen, mich anzubeten oder zu bestrafen, wenn er es nicht tut. Mein Herrschaftsstil ist es, deine geheimen Wünsche zu nehmen und sie zu füttern, zu züchten und auszunutzen. Ich habe keine Angst, jemanden auf die Spitze zu treiben, wenn ich sehe, dass er danach verlangt. Meine feminine Ausdrucksform ist es auch, das zu normalisieren, was verdreht und bizarr ist.

Die Verhaltensweisen, von denen du denkst, dass du sie verstecken musst, werden bei mir zu alltäglichen Verhaltensweisen. Natürlich bist du ein Sklave und musst aus einem Hundenapf auf dem Boden essen, wie wäre es sonst? Mein Dominanzstil ist es, eine private D/s-Welt zu schaffen, in der ich für devote Männer die sozialen Regeln aufstelle. Es besteht keine Notwendigkeit, sich zu verstecken, sich nicht geheim zu halten oder sich zu schämen. Nichts ist zu extrem in meiner BDSM-Welt und perverse Wünsche normalisieren sich. Nicht alle Femdoms sind gleich – jede Lady drückt es auf ihre Weise aus. Fetisch-Pornos und populäre Online-Medien können es mit einem Catsuit und einer Peitsche vereinfachen. Bei meinem Stil dreht sich alles um mentale Intensität.