Da wir uns im Internet befinden, und noch dazu in einem klischeebehafteten Marktsegment, in dem alle so anonym sein können wie sie wollen, denken viele Nutzer, dass ihre Handlungen (Äußerungen/Beiträge/Profilinhalte) keine Konsequenzen hätten. Was zunächst einmal schön ist, solange sich das in einer positiven Art und Weise äußert. Ehrliche Online-Profile mit abgefahrenen Fetischen/Fotos, die man nicht unbedingt jedem zeigen würde und hochspannende BDSM Diskussionen mit persönlichen Inhalten. Allerdings gibt es immer wieder Portalbesucher, die der Meinung sind, diese relative Anonymität dazu nutzen zu müssen, um ein asoziales Verhalten an den Tag zu legen. Dies geschieht insbesondere in den privaten Chats, wenn es um Themenbereiche wie Domina Webcam-Erziehung und Online-Sklavenausbildung geht.

Diese Herrin erzieht einen Mann per Online-Session

Während ich noch keine wirklich fürchterlichen Dates über eine Kontaktbörse hatte, musste ich schon ein paar sehr befremdliche Telefonate und Ähnliches erleben. Neben offensichtlichen Beleidigungen spielten dabei vor allem seltsame Forderungen, ein völliges Fehleinschätzen der Bekanntschaftsebene, ein gänzliches Ignorieren der Tatsache, dass man als Livecam-Herrin eigene Interessen haben könnte eine Rolle.

Dass solche Erfahrungen unangenehm sind, ist eine Sache – wobei ich davon ausgehe, dass das diesen Usern durchaus bekannt, aber eben egal ist. Das Faszinierendste allerdings ist, dass vielen nicht klar ist, dass ein solches Fehlverhalten im Internet Folgen haben könnte. Man kann sich gut vorstellen, wie ätzend es ist, wenn man als Top einem potenziell submissiven Mann eine Camerziehung/Session anbieten möchte, ihn (mit klarer Kommunikation dieser Offerte) anruft und dann feststellen muss, dass er sich am Telefon bzw. vor dem PC-Monitor selbstbefriedigt.

Das Beeindruckende ist, dass ich das überhaupt erklären muss – immerhin gibt es Online-Richtlinien. Allerdings sind mir im Laufe der Zeit viele Leute im Netz begegnet, die doch tatsächlich verwundert waren, dass ihre herabwürdigenden Skype Chat-Nachrichten von vorletzter Woche irgendeinen Einfluss darauf hätten, wie man sie wahrnimmt. Immerhin hat das Ganze ja auch einen gewissen (absurden) Unterhaltungswert.

Abgesehen davon, dass ich mich eher aus Prinzip darüber ärgere, bieten Pseudo-Subs mit ihrer Vorstellung von einer 24/7 Sklavenerziehung ausgezeichneten Gesprächsstoff beim nächsten Kaffeetrinken mit befreundeten Dominas. Mein Anliegen, andere SM’ler vor schlechten oder mittelmäßigen Erfahrungen zu bewahren, ist allerdings sehr ausgeprägt. Unverschämte oder offen beleidigende Website-Nutzer scheinen nur zu oft zu vergessen, dass die handgeprüften Personenprofile nicht in einem luftleeren Raum existieren. Wenn ich also feststelle, dass eine Chat-Bekanntschaft von mir überlegt, sich mit jemandem zu treffen, dann bekommt sie ein kurzes Update über diesen Mann. Was sie mit dieser Information macht, ist dann ihre Sache – aber wer lässt sich schon gerne auf eine Online-Erziehung ein, wenn der Kontakt bereits als unangenehm bekannt ist.

Bei der mehr oder minder anonymen Partnersuche machen Leute aus der (aktiven) BDSM-Szene mit

Ein derartiges Problem hört natürlich nicht im Internet auf. Wer einen Großteil seiner Jugend in einer ländlichen Kleinstadt verbracht hat, der weiß, dass man sich irgendwann wieder begegnet. In Berlin oder München mag das erst mal anders erscheinen, aber auch hier gilt in der Regel: Die lokale Szene ist relativ übersichtlich – selbst wenn sie ausreichend groß erscheint, um in der Masse unterzugehen.

Wenn man auf einem Motto-Stammtisch feststellt, dass die Person, die ihn mit organisiert, dummerweise die gleiche ist, die man in schon mal einem Chatportal beleidigt hat, weil sie nicht den eigenen Fantasien entsprach, wird das ein peinlicher Abend. Das sind die Auswirkungen deiner respektlosen Online-Handlungen. Wenn wir chatten und unsere SM-Interessen nicht übereinstimmen, aber du generell ein netter, sympathischer Mensch bist, der einfach nicht zu mir passt, dann behalte ich dich im Hinterkopf. Sollte ich feststellen, dass diese oder jene Femdom-Kollegin von mir gerade einen Sub sucht, und den Eindruck haben, dass ihr euch sympathisch finden könntet, dann mache ich euch miteinander bekannt. Es gibt Sadomasochisten, die fast ausschließlich in Onlineportalen engagiert sind. Wenn du ein guter Typ bist, der im peripheren Bekanntenkreis unterwegs ist, dann kannst du mit der Zeit Freundinnen von mir kennenlernen, unter denen sich überraschend viele BDSMlerinnen befinden. 

Eine Femdom Lady chattet im Kontaktportal

Wenn man sich allerdings wie ein Blödmann aufführt, dann wird man früher oder später über die Folgen stolpern. In der Regel wirst du das nicht merken, wenn ich nach einem Spielpartner im Web suche. Je mehr Ladies du mit deinen E-Mails verärgerst, desto häufiger wirst du auf Ablehnung stoßen. Wer diesen Beitrag aufmerksam gelesen hat, stellt fest, dass ich hauptsächlich über Sklavenkontakte schreibe. Tatsächlich ist mir hier, trotz der Tatsache, dass ich viel mit dominanten Frauen kommuniziere, solches Verhalten bisher nur von Männern begegnet. Ich spreche von wirklich unmöglichen Gehässigkeiten, nicht von Meinungsverschiedenheiten oder Diskussionen. Wenn du im Chat nach fünf Minuten ausrastest, weil ich nicht gleich die Funktionen für eine Cam2Cam Erziehungs- und Disziplinierungssitzung aktiviere, dann ist das für mich inakzeptabel.